Mozarts Melodien-Zauber in der Komischen Oper
Bereits in Mozarts heiterer Vertonung der Bühnenfigur „Figaro“ wurde dieser nicht als törichter Diener konzipiert, sondern als eine Persönlichkeit, durch die unerträglich gewordene Verhältnisse sichtbar werden und der für bürgerliche Freiheitsrechte kämpft. Schließlich muss sich der Graf für sein unangemessenes Verhalten gegenüber Figaro entschuldigen. Mit „Cosi fan tutte“ (So machen es alle - Frauen)“, geht Mozarts Wunsch in Erfüllung, noch einmal ein Opera-Buffa-Sujet, in dem die Wahrheit durch das Spiel selbst entsteht, zu vertonen. Die Geschichte spielt im Neapel des 18. Jahrhunderts. Bereits am Silvesterabend 1789 lud Mozart Freunde und Bekannte in seine Wohnung zu einer Opern-Kostprobe ein. Die Uraufführung fand am 26.1.1790 im alten Wiener Burgtheater statt.
Der ehemalige Direktor des Gogoltheaters, Kirill Serebrennikow, inszeniert dieses unterhaltsame Maskerade-Theater „sexy, wild und amüsant.“ (Maria Ossowski, BR-Klassik). Den Auftakt verlegt er, dem modernen Zeitgeist entsprechend, in ein Fitnesscenter. Dort fordert der Philosoph Don Alfonso die beiden frisch verlobten Offiziere Ferrando und Guglielmo zu der Wette heraus, dass ihre Auserwählten nicht treu blieben, böte sich eine verführerische Gelegenheit. Die Offiziere schlagen lachend und siegesgewiss in das Wettspiel ein. Daraufhin erscheint Don Alfonso bei Fiordiligi und Dorabella, um ihnen die erfundene Botschaft zu überbringen, dass ihre Geliebten das Land verlassen müssen. Einige Zeit später tauchen die angeblich in den Krieg eingezogenen Offiziere, verkleidet als zwei vornehme Albaner, in dem Appartement der Schwestern auf und machen der jeweils anderen Verlobten den Hof.
Getrieben durch ihre Leidenschaften werden die menschlichen Schwächen der Akteure sichtbar. Das Motiv in dieser „Feinschmecker Oper“ ist die Treueprobe. Der Librettist Da Ponte hatte bis zu seinem 15 Lebensjahr keinen regelmäßigen Schulunterricht. Er entschloss sich, Priester zu werden. Nachdem er die niederen Weihen erhalten hatte, emigrierte er nach Venedig. Dort lehrte er klassische Literatur und verliebte sich in eine Patrizierin. Die exotischen Kavaliere aus „Cosi fan Tutte“ sind anfangs mit ihren Liebesbezeigungen erfolglos. Despina, die „Kammerzofe“ der Schwestern, ist die vermeintliche Verbündete von Don Alfonso in dem Wettspiel. In Liebesabenteuern nicht unerfahren, zeigt sie ihren „Herrinnen“ die facettenreichen Umgangsformen im Mysterium der Liebe. Sie beeinflusst das Geschehen mit Charme und Tiefgründigkeit und löst komplizierte Verwicklungen. Don Alfonsos Rechnung geht auf: Nicht nur alle Frauen sind so, ebenfalls die Männer!
Despina ist charakterlich angelehnt an „Colombina“ die weibliche Korrespondenz der männlichen Zanni-Figuren, der „Comedia dell Arte“, die im 16 Jahrhundert in Venedig entstand. In dieser Schauspielkunst werden wie in den klassischen französischen Tragödien Missstände herausgestellt und Lösungen angedeutet. Klassizismus als Kunst vom geistreichen und galantem Ideal diente als Instrumentarium gegen Gewalt. Die zeitlose Gültigkeit in den klassischen Werken Mozarts, sowie seine Genialität, bewegt gleichermaßen die romantische Fantasie. Nach einmaligem Hören konnte der Komponist das Grundgerüst eine vom Vatikan geheim gehaltene Partitur, nachgestalten. 1770 wurde Mozart von Papst Clemens XIV. in Rom zum Ritter vom Goldenen Sporn geadelt. „Wenn wir gewonnen haben, wird es uns bessergehen. Bis dahin leben wir von Luft und Liebe. Denn eine bessere Nahrung als Liebe gibt es nicht“ (Arie; Cosi Fan Tutte).